Position des Thüringer Bündnisses für Qualität in der Thüringer Kindertagesbetreuung zu einem Institut für Kindheitspädagogik in Thüringen
Juli 2022
Das Thüringer Bündnis für Qualität in der Kindertagesbetreuung engagiert sich von Anfang an klar für ein Thüringer Institut für Kindheitspädagogik.
Die Arbeit und die fachliche Ausstrahlung eines solchen Instituts trägt zur Identifikation der pädagogischen Fachkräfte mit dem Freistaat Thüringen bei und verbindet Forschung, Vernetzung und Transfer. Ein Institut fungiert als Investitionsfaktor für Thüringen: investierte Ressourcen und eingegebene Impulse kommen als Erfolge für die Bildungsbiografien der Kinder in das Land zurück. Es können gezielte Bildungsthemen gesetzt und ausgewählte Gruppen erreicht werden. All das sind Kriterien für eine gezielte Weiterentwicklung und nachhaltige Sicherung der Qualität in jeder der ca. 1600 Kitas in Thüringen.
Voraussetzung für die Qualitätsentwicklung und die Professionalisierung im frühkindlichen Bereich ist das Feststellen des aktuellen Standes, die Entwicklung von konkreten Maßnahmen und die Reflexion und Evaluation des Vorgehens. Der Nationale Kriterienkatalog steht als Instrument dafür zur Verfügung und wird im Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre auch als solches aufgeführt. Ein Institut kann die Träger und Kitas dabei unterstützen, ein Instrument anzuwenden und somit der Qualitätsentwicklung neue Kraft geben. Im Bereich der Pädagogik existieren immer Bedarfe, die ein genaues Hinschauen benötigen, es braucht praxisgerichtete Forschung und den Transfer von Wissenschaft in die Praxis.
Das Institut unterstützt durch fachlich begleitete Vernetzung das Lernen von sog. Leuchttürmen im frühkindlichen Bildungsbereich und den gegenseitigen Austausch. Es ist von großer Bedeutung, für jedes Kind und für jede Familie ein hohes Qualitätsniveau in den Angeboten der Kinderbetreuung zu sichern. Leitungspersonen haben hier eine herausragende Verantwortung. Die Zusammenarbeit im Team ist ein Kriterium der Qualitätsentwicklung. Somit reicht eine sporadische Input-Steuerung nicht aus, um nachhaltige, positive Effekte zu erzielen. Es braucht den Blick auf das gesamte System, mit allen Akteur*innen. Den Fokus auf den Bereich der vorschulischen Förderung, Bildung und Erziehung zu werfen, bedeutet auch, Elementarpädagogik mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen z.B. aus der Bindungstheorie und der Entwicklungspsychologie nicht vereinnahmen zu lassen von der Schulpädagogik. Die Eigenständigkeit des Bereichs der frühkindlichen Bildung und Betreuung mit seinen Besonderheiten muss erhalten bleiben. Diesen Hinweis verbinden wir mit dem ausdrücklichen Wunsch und der Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit, des voneinander und miteinander Lernens mit dem Grundschulbereich, deren Koordinierung ein Institut unterstützt.
Das Thüringer Bündnis für Qualität in der Kindertagesbetreuung sieht eine Anbindung des Instituts an eine Hochschule als erstrebenswert an. Die Nähe zur Wissenschaft ermöglicht die benötigte praxisrelevante Forschung. Eine Aufgabe des Instituts ist die Aufbereitung und barrierefreie Weitergabe von Erkenntnissen an die Praxis. Für diese Arbeit benötigt ein Institut eine ausreichende und gesicherte Finanzierung und entsprechende personelle Ressourcen.
Die Investition in ein Institut ist eine Investition für mehr Teilhabegerechtigkeit, für gerechte Chancen für Kinder und Familien mit erfolgreichen Bildungsbiografien, für die Wertschätzung der Arbeit der vielen pädagogischen Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung (Kindergärten und Kindertagespflege), für ein gutes Leben in unserem Land Thüringen – diese Investition muss es uns wert sein.