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Positionspapier zu einem Institut für Kindheitspädagogik in Thüringen

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Bedeutung: 

Die Qualität des Thüringer Systems frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) weiterzuentwickeln und nachhaltig zu sichern, bedarf vieler Stellschrauben. Das zeigen nicht nur die vielseitigen möglichen Handlungsfelder des Kita-Qualitätsgesetzes. Ein systematischer Qualitätsdiskurs und eine langfristige Gesamtstrategie sollten Grundlage weitreichender Maßnahmen-entscheidungen sein. Diese müssen auf die spezifischen Entwicklungsbedarfe in Thüringen abgestimmt sein. Dazu braucht es einen strukturierten Prozess auf Basis wissenschaftlicher Evaluation.

Ein Thüringer Institut für Kindheitspädagogik kann dafür Grundlagen bereitstellen. Wir verstehen eine solche Institution als Zentrum, in dem Forschung, Vernetzung und Transfer zusammenfließen. Durch diesen Dreiklang hebt es sich klar von reinen Fortbildungsanbietern ab. Das Thüringer Bündnis für Qualität in der Kindertagesbetreuung engagiert sich seit seiner Gründung 2019 klar für ein solches Institut als Grundlage eines systematischen Qualitätsentwicklungsprozesses.

Aufgaben: 

Das Land Thüringen hat bereits wesentliche Qualitätsinstrumente und -merkmale entwickelt, u.a. den Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre, gesetzlich verankerte Fachberatung, das erfolgreiche Landesprogramm „Vielfalt vor Ort begegnen“ für mehr Multiprofessionalität. Es gilt, diese Instrumente zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Damit kann Thüringen sein Profil schärfen und die Identifikation der pädagogischen Fachkräfte mit dem Freistaat stärken. Neben dem Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre, welcher landesweit als Qualitätsinstrument fungiert, können unter Nutzung des Nationalen Kriterienkatalogs einheitliche Standards für die Arbeit in Kindertages-einrichtungen geschaffen werden. Das Feststellen der aktuellen Situation und die darauf aufbauende Entwicklung konkreter Maßnahmen sind als Voraussetzung für die Qualitätsentwicklung zu verstehen.

Es ist von großer Bedeutung, für jedes Kind und für jede Familie ein hohes Qualitätsniveau in den Angeboten der Kinderbetreuung zu sichern. Dafür braucht es den Blick auf das gesamte System, mit allen Akteur*innen: Träger, Kommunen, Leitungen, Fachberatungen, Teams und Schnittstellen zu weiteren Bildungsorten, z.B. Grundschulen oder auch Frühförderstellen. Somit kann eine sporadische Input-Steuerung nicht genügen, um nachhaltige, positive Effekte zu erzielen. Den Fokus auf den Bereich der FBBE zu werfen, bedeutet auch, Elementarpädagogik mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinnahmen zu lassen. Die Eigenständigkeit des Bereichs mit seinen Besonderheiten muss erhalten bleiben, in enger Kooperation mit dem Grundschulbereich.

Ein Institut kann hierbei wirksam bildungsbereichsübergreifend gestalten und durch Vernetzung das Lernen von sogenannten Leuchttürmen im frühkindlichen Bildungsbereich fördern. 

Struktur:

Das Thüringer Bündnis für Qualität in der Kindertagesbetreuung sieht eine Anbindung des Instituts an eine Hochschule als erstrebenswert an. Die Nähe zur Wissenschaft ermöglicht die benötigte Forschung sowie die Aufbereitung und barrierefreie Weitergabe von Erkenntnissen an die Praxis.

Für die Erfüllung dieser Aufgaben benötigt ein Institut eine ausreichende und langfristig gesicherte Finanzierung mit entsprechenden personellen Ressourcen.

Fazit: 

Eine Investition in ein solches Institut ist eine Investition in mehr Teilhabe- und Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Familien sowie in die Wertschätzung der Arbeit der vielen pädagogischen Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung (Kindergärten und Kindertagespflege) – und damit in die zukünftige Attraktivität unseres Freistaates als Wahlheimat für Familien und Fachkräfte gleichermaßen. Diese Investition muss es uns in Thüringen, dem Ursprungsort des Kindergartens, wert sein.

Wir fordern daher:

✓ gesetzliche Verankerung eines wissenschaftlichen Zentrums für Kindheits-

pädagogik mit der nächsten KiGa-Novelle

✓ Anbindung des Zentrums an eine Hochschule

✓ auskömmliche Finanzierung für personelle Ressourcen des Zentrums